Jahresveranstaltung am 17.10.2019 mit Verleihung des Menschenrechtspreises im Rathaus Charlottenburg zum Thema „Soziales Menschenrecht auf Wohnen verwirklichen!“ erfolgreich durchgeführt
images/Jurybegrndung2019Jahresveranstaltung am 17.10.2019 mit Verleihung des Menschenrechtspreises im Rathaus Charlottenburg zum Thema „Soziales Menschenrecht auf Wohnen verwirklichen!“ erfolgreich durchgeführt
(c) Eberhard-Schultz-Stiftung, Andreas Domma, Photoart Berlin
Zu Beginn begrüßte der Vorsitzende Eberhard Schultz die knapp 100 Teilnehmenden, vor allem die, die selber von Armut, Ausgrenzung und Wohnungsnot betroffen sind, sowie eine Reihe der angemeldeten Gäste: Sinan Carikci (Vorstand Deutsch-Arabische Gesellschaft), Rouzbeh Taheri (Deutsche Wohnen und Co. enteignen), Peter Schmidt (Bündnis Mieterprotest Kosmosviertel), Christian Knöll und Susanne Böhme (Friedrich-Ebert-Stiftung), Marion Böker (Beratung für Menschenrechte und Genderfragen, Direktorin), Bernd Häusler (Menschenrechtsbeauftragter RAK), Remzi Uyguner (Türkischer Band Berlin-Brandenburg, „Fair mieten-Fair wohnen“), Katina Schubert (Landesvorsitzende DIE LINKE, Arbeitsmarkt- und Flüchtlingspolitischesprecherin), Niklas Schenker (Fraktionsvorsitzender und stadtentwicklungspolitischer Sprecher, DIE LINKE, BVV Charlottenburg-Wilmersdorf), Doris Hammer (DIE LINKE, BVV Neukölln), Ahmed Abed (Internationale Liga für Menschenrechte), Janka Vogel (Integrationsbüro Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf), Remzi Kaplan (Vorsitzender TDU), Monika Bergen (Flüchtlingsrat Berlin), Adriana Kessler (Human e.V.), Dietlind Schmidt (Wohnungslosenparlament), Elvira Yevtushenko (Integrationswerk Respekt e.V.) and last but least S. E. Manuel Mejía Dalmau (Botschafter Ecuador) und Ivet López (stellvertretende Botschafterin, Botschaftsrätin Kuba).
Anschließend verlas Eberhard Schultz eine Grußbotschaft von Jean Ziegler, dem früheren UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, in der es unter anderem heißt: „Es ist eine Schande, dass wir immer noch für die Durchsetzung des Rechts auf eine angemessene Wohnung zu bezahlbaren Preisen für Alle kämpfen müssen.”
- Das Grußwort unserer Kuratoriumsvorsitzenden Prof. Dr. Rita Süssmuth, MdB a.D., frühere Bundestagspräsidentin und unsere Kuratoriumsvorsitzende, die aus terminlichen Gründen leider nicht an der Veranstaltung teilnehmen konnte, wurde von der Moderatorin verlesen. Darin heißt es: „Die Arbeit von Stiftungen ist fundamental, nicht nur für die Ausübung der Menschenrechte, sondern auch für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft, gerade heute in der Zeit von wachsendem Populismus und Ausgrenzung.“ Sie betonte: „die schwierige Finanzsituation betrifft viele gemeinnützige Organisationen und Stiftungen, insbesondere jetzt in der herrschenden Niedrigzinsphase. Auch dieses Jahr möchte ich daher betonen, dass wir für die Arbeit auf Ihre Spenden angewiesen sind. Aber nicht nur finanzielle Förderung ist essentiell, jedes bürgerliche Engagement wie die ehrenamtliche Mitarbeit ist möglich und notwendig.“
- Die Videobotschaft der UN-Sonderbeauftragten für das Recht auf Wohnen, Leilani Farha wurde in englischer Sprache gezeigt und eine Übersetzung ausgelegt, in der es heißt: „Der Zugang zu angemessenem und bezahlbarem Wohnraum ist das dringlichste Thema in vielen Städten weltweit. […] Zur Durchführung […] brauchen wir Organisationen, die, sich auf lokaler Ebene engagieren und die Regierungen zur Verantwortung ziehen, um die Einhaltung der Menschenrechte sicherzustellen. Die Eberhard-Schultz-Stiftung für Soziale Menschenrechte ist eine solche, wichtige Organisation in diesem Bereich.“ Sie betont, „dass die Welt die Ereignisse in Berlin aufmerksam verfolgt hat und wir eine Menge Hoffnung und Inspiration ziehen aus den Aktivitäten der Mieterinitiativen. […] Die Krise im Wohnungssektor kann nur durch die Forderung zur Durchsetzung der sozialen Menschenrechte bewältigt werden.“
- Der Gastbeitrag Dr. Andrej Holms (Stadtsoziologe, HU Berlin und Mitglied unseres Kuratoriums) über die Entwicklung des Wohnbausektors und des Rechts auf Wohnen: „100 Jahre Recht auf Wohnen“ verdeutlichte die wechselvolle Geschichte des Wohnungsbaus in der Weimarer Republik, der DDR und der BRD. Am Beispiel des sozialen Wohnungsbaus in den 1920er Jahren zeigte er, wie es möglich war, ausreichende und angemessene Wohnungen zu schaffen, ohne dass sie der Spekulation verkommen.
- Seine Grußbotschaft stellte der Schirmherr Reinhard Naumann, Bezirksbürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf, in die Tradition der Jahresveranstaltungen der letzten Jahre. Es sei auch ihm ein besonderes Anliegen, die sozialen Menschenrechte voranzubringen, „mit dem Themenfeld sichtbar zu bleiben und stärker zu werden. Wir sind gerne weiter ansprechbar.“ Auch wenn die Verantwortung in vieler Hinsicht bei Land und Bund liege.
Höhepunkt des Abends war die Verleihung des „Sozialen Menschenrechtspreises“, der mit insgesamt 5000€ dotiert ist und bereits zum sechsten Mal von einer unabhängigen Jury verliehen wurde. Diesmal ging er zu gleichen Teilen an die Berliner Nachbarschaftsinitiative „Bizim Kiez – unser Kiez“ und an Robert Trettin, stellvertretender Sprecher der Nationalen Armutskonferenz.
In seiner Laudatio auf die Nachbarschaftsinitiative bezog unser Kuratoriumsmitglied Nihat Sorgeç seine eigenen Erfahrungen als Kind eines türkischen Gastarbeiters mit ein und berichtete, wie die Initiative zustande kam. Tatsächlich ging deren Gründung nicht auf das von Gentrifizierung betroffene Geschäft, sondern auf dessen Nachbarschaft zurück. Die Menschen wollten ihren Obst- und Gemüsehändler nicht so einfach aufgeben und schufen 2015 kurzerhand die Nachbarschaftsinitiative, die sich auch für die Belange anderer von Verdrängung betroffener oder bedrohter Menschen in Berlin einsetzt. Auch mit seiner Dankesrede betonte Magnus Hengge für den Bizim Kiez nochmals die Bedeutung des Geschäfts für das ganze Viertel und erhielt dafür viel Zustimmung.
(Weitere Informationen zur Nachbarschaftsinitiative „Bizim Kiez – unser Kiez“ auf deren Homepage)
Das Jurymitglied Eveline Lämmer vom Landesseniorenbeirat und dem Förderverein Stille Straße e.V. hielt eine beeindruckende Laudatio auf Robert Trettin, in der sie treffend sein Engagement für von Armut betroffene Menschen darstellte. Als Betroffener engagiert sich Robert Trettin seit den 1980er Jahren im Bereich der Suchthilfe und gründete 2008 den Verein „Concept social“, in dem er sich auf politischer und juristischer Ebene für die Belange hilfsbedürftiger Menschen, insbesondere Obdach- oder Wohnungslose, einsetzte. In seiner Dankesrede bedankte er sich zunächst bei seiner Frau, die ihn stets in seinem Engagement unterstützt habe. Er betonte, dass er seine Anstrengungen gestärkt durch die Auszeichnung, künftig weiterführen wird.
In der Jurybegründung heißt es zusammenfassend: „Damit engagieren sich beide Preisträger vorbildlich für die Durchsetzung des sozialen Menschenrechts auf Wohnen, wie es in Art. 28 der Berliner Landesverfassung und in Art. 11 des UN-Sozialpakts festgeschrieben ist.“
Musikalisch wurde der Abend von dem Trio Radio Django aus Berlin gestaltet.
Durch die Veranstaltung führte die Moderatorin Vera Vordenbäumen.
Nach dem offiziellen Programm fand bei Fingerfood und Getränken, bereitgestellt von Bildungswerk Kreuzberg, ein reger Austausch über die vielfältigen Themen des Abends statt.
Wir haben uns sehr über die rege Teilnahme und die positiven Rückmeldungen gefreut, sowohl zu unserer Veranstaltung, als auch zu unserer Arbeit im Allgemeinen. Den diesjährigen Preisträgern gratulieren wir und wünschen ihnen weiterhin viel Erfolg!
Die Jurymitglieder in diesem Jahr: Mara Fischer (Lehrbeauftragte HWR), Eveline Lämmer (Vorsitzende Landesseniorenbeirat Berlin), Dr. Cem Dalaman (Journalist), Reinhard Laska (Journalist) und Nihat Sorgeç (BWK Berlin).
Der Vorstand: Güllü Kuzu (Pflegedienstleitung und Gesundheitsmanagerin), Azize Tank MdB a.D., Klaus Kohlmeyer (BQN), André Nogossek (Agentur für Arbeit), Eberhard Schultz (Menschenrechtsanwalt)
Einen Artikel zur Preisverleihung in der Berliner Morgenpost vom 21.10.2019 finden Sie hier.