Bericht über die Veranstaltungen unserer Stiftung im Juli 2025 zum Thema „Soziales Menschenrecht auf Wohnen für ALLE“ in der Humboldt-Universität und mit dem Türkischen Frauenverein e.V.
Am 18. Juli 2025 versammelten sich Expert:innen, von Wohnungsnot Betroffene und ihre Organisationen im Veranstaltungssaal der Humboldt-Universität zu Berlin unter dem Motto
„Das soziale Menschenrecht auf Wohnen für Alle endlich umsetzen und in der wohnungspolitischen Praxis verankern!“
Das soziale Menschenrecht auf Wohnen ist im UN-Sozialpakt von 1966 in Art. 11 unter dem „Recht auf einen angemessenen Lebensstandard“ festgehalten und umfasst mehr als nur ein Dach über dem Kopf.
Dr. Michael Kolocek, Wissenschaftler am Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung in Dortmund verdeutlicht die Vielfalt des Rechts auf Wohnen, „ […] das sehr viele Aspekte umfasst, auch das Recht sich heimisch zu fühlen, das Recht sich sicher zu fühlen, das Recht nicht vertrieben zu werden, […], das Recht und die Möglichkeit keine drei Stunden zur Arbeit fahren zu müssen.“
Prof. Dr. Dr. hc. Eichenhofer von der Universität Jena erläuterte die Bedeutung sozialer Rechte und die Staatenberichtspraxis in nationalem und internationalem Kontext.
Dass die Umsetzung dieses Rechts nicht selbstverständlich ist, zeigte Peter Schmidt vom Bündnis Mieterprotest Kosmosviertel, Preisträger unseres Menschenrechtspreises 2018, mit einem Beitrag zur aktuellen Wohnungskrise in Berlin. Hier werden wohnungspolitische Defizite sichtbar und für Betroffene spürbar. Ein jährlicher Rückgang der Sozialwohnungen zwischen 4 und 5 Tausend, eine besorgniserregende Nebenkostenentwicklung, explodierende Überschussmieten und Gentrifizierung machen das Wohnen, insbesondere in Städten, teuer und für viele fast unmöglich. Allein in Berlin lebten im Februar 2024 insgesamt 55.556 wohnungslose Menschen.[1]
Ein anderer Teilnehmer bringt es auf den Punkt: „Momentan werden Wohnraum geschaffen, die nur für ein bestimmtes Klientel bezahlbar ist, nämlich die, die Geld sowieso im Übermaß haben.“
Das Menschenrecht auf Wohnen gilt jedoch ausnahmslos für ALLE.
„Aber was es nicht gibt, ist ein Menschenrecht auf Höchstprofite,“ stellt Peter Schmidt klar.
Die deutsche Bundesregierung ist verantwortlich für die Umsetzung des sozialen Menschenrechts auf Wohnen. Dies wird regelmäßig von dem UN-Sozialausschuss für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (WSK-Ausschuss oder UN- Sozialausschuss) kontrolliert. Doch es braucht auch hierfür eine Kontrollinstanz, die Lücken im Bericht sichtbar macht, kritische Fragen stellt, Defizite anprangert und damit für eine besser Umsetzung des Menschrechts auf Wohnen einsteht. Das Verfassen eines Parallelberichts von NGOs ist dafür unerlässlich. Auch im Türkischen Frauenverein fand eine Veranstaltung zum Thema „Wohnen für ALLE“ von Frauen für Frauen am 31.07. statt. Wir haben beide Veranstaltungen in zwei Kurzfilmen dokumentieren lassen, die Sie auf unseren Social Media Accounts bei Instagram, Mastodon und Bluesky finden.
Das Menschenrecht auf Wohnen verwirklicht sich nicht von selbst – es braucht entschlossenes Engagement und Aufklärung!
Daran arbeiten wir auch dieses Jahr weiter intensiv u.a. durch Förderung der Postcode-Lotterie.
Tragen Sie bitte mit Ihrer Spende dazu bei, unsere Ziele zu verwirklichen.
Einen ausführlichen Bericht zur Veranstaltung am 18.07.25 finden Sie hier.
Außerdem eine umfassende Erklärung zum sozialen Menschenrecht auf Wohnen von Prof. Dr.Dr. h.c. Eichenhofer.
Weitere Informationen und Hintergründe:
- Parallelbericht zum Zwischenbericht der Bundesregierung zum Sozialen Menschenrecht auf Wohnen
- Pressemitteilung zur Erklärung der Menschenrechts-Kommission des Europarats vom 19.03.24 zur Verbesserung beim Schutz von Menschenrechten und dem Zugang zu sozialen Rechten
- Pressemitteilung zum Tag der Obdachlosen und Wohnungslosen am 12.09.2024
- Unterstützung der großen Mieten-Demonstration gegen Verdrängung und #MietenWahnsinn am 1.06.24 in Berlin
- Pressemitteilung zur Vergesellschaftung großer Wohnungsunternehmen 25.07.23
- Stellungnahme von Dr. Andrej Holm zum Ergebnis der Expertenkommission zur Vergesellschaftung großer Wohnungskonzerne vom 23.06.23
- Vesper Menschenrechte aktuell: „Soziales Menschenrecht auf Wohnen für Alle – Wie weiter mit dem Volksentscheid?“ am 30.03.23
[1] Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung (2024): Zahlen, Daten, Fakten. Online verfügbar unter: https://www.berlin.de/sen/soziales/besondere-lebenssituationen/wohnungslose/statistik/#kontakt (Letzter Zugriff: 12.08.25)