Menschenrechtspreis 2013

Sozialer Menschenrechtspreis 2013

Durch das Programm führte der rbb-Redakteur Dr. Cem Dalaman (Abendschau) als versierter Moderator. Das Duo Margola umrahmte die Redebeiträge mit Kompositionen für Gitarre und Querflöte von Carl Ph. E. Bach, W.A. Mozart und Maximo D. Pujol. Die Schauspielerin Marietta Rohrer-Ipekkaya rezitierte Bertolt Brecht, die Journalistin und Moderatorin Gabriele Gün Tank trug ein Gedicht von Nazim Hikmet vor.

In seinen kurzen Begrüßungsworten verwies der Vorsitzende, Eberhard Schultz, eindringlich auf die Notwendigkeit der Ratifizierung des Zusatzprotokolls zum UN-Sozialpakt und die Bedeutung der Verankerung und Realisierung der sozialen Menschenrechte im Kampf gegen Armut und Rassismus in der Welt und in Deutschland.

Nach der Grußbotschaft des Schirmherrn Reinhard Naumann, Bezirksbürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf, die von seiner Amtsvorgängerin Monika Thiemen verlesen wurde, begrüßte die Staatssekretärin Hella Dunger-Löper, Bevollmächtigte beim Bund, Europabeauftragte des Landes Berlin und Beauftragte für das Bürgerschaftliche Engagement und damit zuständig für die Berliner Stiftungen, die anwesenden Gäste. Frau Dunger-Löper betonte die Bedeutung der Stiftungen für das Land Berlin und hob hervor, dass sich die Zahl der Stiftungen in den letzten 15 Jahren nahezu verdreifacht habe und diese wichtige Anstöße für das soziale und gesellschaftliche Leben der Stadt geben. Sie wies besonders auf die Leistungen und Erfolge unserer Stiftung auf dem Gebiet der sozialen Menschenrechte und Partizipation hin, die trotz des kurzen Bestehens der Stiftung erreicht wurden.

Anschließend interviewte der Moderator den Gründer und Vorstandsvorsitzenden Eberhard Schultz und die stellvertretende Vorsitzende Monika Thiemen. Sie antworteten auf Fragen nach ihrer Motivation zur Mitarbeit im Vorstand der Stiftung sowie der bisherigen Arbeit, insbesondere zu den betreuten Projekten und den zukünftigen Aufgaben. Sie betonten die Wichtigkeit der Unterstützung auch durch Spenden trotz der schwierigen finanziellen Bedingungen vieler Spender; in einem Fall sei es gelungen, innerhalb kurzer Zeit 16.000 Euro Spenden zu erhalten.

Danach wurde Dr. Cihan Arin, Architekt und Stadtplaner als neues Vorstandsmitglied, sowie  neue ehrenamtliche BotschafterInnen der Stiftung vorgestellt: Klaus Kohlmeyer vom Beruflichen Qualifizierungsnetzwerk für Migrantinnen und Migranten in Berlin e.V., die Studentin Daria Kohlmeyer sowie Jaci Tank und Miriam Kranz von der Gruppe „Händi-Käps“ – Dr. Sabine Schiffer vom Institut für Medienverantwortung erst beim Empfang –

Ein bewegender Teil des Abends war die Grußbotschaft der Kuratoriumsvorsitzenden Prof. Dr. Rita Süssmuth per Video (wegen einer dringenden terminlichen Verpflichtung in Istanbul). Sie wertschätzte die Arbeit der Stiftung, die sozialen Menschenrechte und Partizipation konkret werden zu lassen durch die Unterstützung mithilfe des Notfonds für Wanderarbeiter (Spenden für den verunglückten bulgarischen Wanderarbeiter Biser Rusev) oder das Flüchtlingscamp am Oranienplatz, aber auch durch den Aufruf zur Unterzeichnung des Zusatzprotokolls zum UN-Sozialpakt. Eindringlich wies Frau Süssmuth darauf hin, dass es um Menschenrechte und Menschenwürde gehe und die Angst vor Neuem überwunden werden müsse, um den Flüchtlingen aus aller Welt beizustehen, damit Schicksale wie das der verunglückten Flüchtlinge vor Lampedusa gar nicht erst geschehen. Zum Schluss wünschte Sie der Stiftung im Namen derer, für die sie so engagiert eintritt, Erfolg beim Aufbruch in eine neue, andere und gerechtere Zukunft.

In seinem Gastbeitrag „Zur aktuellen Situation sozialer Menschenrechte in Deutschland“ schilderte Prof. Dr. Wolfgang Richter von der Gesellschaft zum Schutz von Bürgerrecht und Menschenwürde e.V. (GBM) nachdrücklich die Notwendigkeit des weiteren Ausbaus der sozialen Menschenrechte in Deutschland gerade in Bezug auf Armutsbekämpfung, Umgang mit Flüchtlingen und dem Recht auf Wohnraum und Partizipation an Bildung und kulturellem Leben hin. Er unterstrich die herrschende tiefe Kluft zwischen Theorie und Praxis der sozialen Menschenrechte in Deutschland und die Notwendigkeit des Engagements zur Veränderung der aktuellen Situation.

Beispielhaft für die von der Stiftung geförderten Projekte erwähnte der Vorsitzende den Notfond – in Kooperation mit „Faire Mobilität“ (vom DGB u.a.) und die Unterstützung des „Bündnis Umfairteilen“.  Es folgte die Vorstellung der von der Stiftung geförderten Projekte, deren  VertreterInnen anwesend waren:

– Zunächst erhielt Turgay Ulu vom Berliner Flüchtlingscamp Oranienplatz das Wort, der die Situation der Flüchtlinge in Deutschland und die Forderungen im gerade begonnenen Hungerstreik am Brandenburger Tor engagiert vorstellte – Gelegenheit für den Vorsitzenden, auf die ersten Reaktionen der Stiftung auf die aktuelle Situation hinzuweisen:

-die „Pressemitteilung zur Tragödie von Lampedusa und dem Drama um das Flüchtlingscamp in Berlin: „Die Sorgen und Ängste der Flüchtlinge müssen ernst genommen und ihre berechtigten Forderungen durchgesetzt werden – die Stiftung fordert soziale Menschenrechte auch für Flüchtlinge!“.

-den Beschluss des Vorstandes, das Flüchtlingscamp wie schon 2012 erneut mit einer Spende zu unterstützen. Hierzu wurde ein symbolischer Scheck über 2000 € sowie eine Reihe von Sachspenden überreicht.

– Danach stellten Elvira Yevtuschenko und Manja Kasten den Verein Respekt e.V. vor, der seine Aufgabe in der Förderung der Toleranz und des friedlichen Zusammenlebens von Menschen aus verschiedenen Konfessionen und Kulturen sieht. Der Verein arbeitet erfolgreich an der kulturellen, sprachlichen, sozialen und gesellschaftlichen Eingliederung der Migranten. Ein besonderer Augenmerk wird dabei auf Bildung und Erziehung, die Förderung von Kunst und Kultur und auf die Inklusion von Menschen mit Behinderungen gerichtet.

Klaus Kohlmeyer, Mitglied der Jury, der in Vertretung für den kurzfristig verhinderten Nihat Sorgec, (dem Vorsitzenden der Jury und stellvertretenden Kuratoriumsvorsitzenden), die Laudatio auf die Preisträger vortrug, bereitete den Höhepunkt des Abends, die Verleihung des Preises, vor. Er verkündete die Entscheidung der unabhängigen Jury, den Preis gleichwertig an zwei Vereine zu vergeben:

  • An den Verein Amaro Drom e.V., Berlin. Amaro Drom e.V. ist ein interkultureller Jugendverband von Roma und Nicht-Roma mit dem Ziel, jungen Menschen durch Empowerment, Mobilisierung, Selbstorganisation und Partizipation Raum zu schaffen, um aktive Bürger(innen) zu werden. Der Verein bietet seit Anfang des Jahres 2011 eine eigenständige Beratungsstelle schwerpunktmäßig für rumänische und bulgarische Roma an.

  • An den Förderverein Stille Straße e.V., der sich durch den Kampf für die Erhaltung der kommunalen Seniorenbegegnungsstätte Stille Straße 10 in Berlin-Pankow in hervorragender Weise um soziale Menschenrechte verdient gemacht hat. Durch in- und ausländische Unterstützung und den großen öffentlichen Druck gelang es im Oktober 2012, eine Lösung zu erzielen, die den Erhalt vorläufig gesichert hat: den Erhalt eines Ortes für Begegnung, Bildung, Kultur, Beratung, soziale Betreuung und Freizeitgestaltung.

Unter dem Beifall der Gäste erhielten die PreisträgerInnen die Trophäen und einen symbolischen Scheck über das Preisgeld in Höhe von je 3.500 €. Die PreisträgerInnen bedankten sich sichtlich bewegt und ergriffen die Gelegenheit, ihre Anliegen vorzustellen.

Nach der Preisverleihung hörten die Gäste eine Grußbotschaft von Shermin Langhoff, der neuen Intendantin des Gorki Theaters und Kuratoriumsmitglied unserer Stiftung. Der ausgelegten Pressemappe war eine weitere Grußbotschaft beigefügt von Prof. Dr. Fanny-Michaela Reisin, Präsidentin der Internationalen Liga für Menschenrechte, die leider nicht persönlich teilnehmen konnte.

Nach dem offiziellen Programm und dem Dank des Vorsitzenden an alle Mitwirkende wurde dieser feierliche und bewegende Abend mit einem kleinen Empfang beschlossen, auf dem viele anregende Gespräche geführt und Kontakte geknüpft wurden.

Berlin, den 20.10.2013


Vorankündigung: Öffentliche Jahresfeier und Verleihung des „Sozialen Menschenrechtspreises“ der Eberhard-Schultz-Stiftung für soziale Menschenrechte und Partizipation

Am Freitag, den 11.10.2013, 19.00 Uhr (Einlass 18.30 Uhr) wird unsere Stiftung im Festsaal des Rathauses Charlottenburg den „Sozialen Menschenrechtspreis“ verleihen, die geförderten Projekte vorstellen, einen Ausblick auf zukünftige Schwerpunkte skizzieren und das einjährige Bestehen unserer Stiftung feiern. Das offizielle Programm für die geladenen Gäste entnehmen Sie bitte dieser Einladung. Presseinformationen finden Sie hier.


Verleihung des „Sozialen Menschenrechtspreises 2013“ der Eberhard-Schultz-Stiftung

Für unseren „Sozialen Menschenrechtspreis 2013“ suchen wir eine Preisträgerin oder einen Preisträger. Einsendeschluss für Vorschläge ist der 15.9.2013

Die Stiftung wird im Jahr 2013 Einzelpersonen, Vereine, Projekte, Organisationen oder Unternehmen mit dem „Sozialen Menschenrechtspreis“ auszeichnen, die sich nachweisbar im Bereich sozialer Menschenrechte verdient gemacht haben. Hier finden Sie weitere Informationen und das Formular zur Bewerbung.

Damit will unsere im Jahr 2011 gegründete Stiftung helfen, die bereits von der UNO festgeschriebenen sozialen Rechte bei uns und weltweit auch als individuell einklagbare Rechte zu verankern – wie die auf soziale Sicherheit, Arbeit, Gleichberechtigung, Bildung und Freiheit des Kulturlebens.

Kriterium für die Auszeichnung sind Aktivitäten im Sinne unseres Stiftungszieles, der Unterstützung von Bestrebungen zur Entwicklung des Bewusstseins für die sozialen Menschenrechte, insbesondere durch Informationsverbreitung und den Informationsaustausch über

  • die Bedeutung der sozialen Menschenrechte für eine demokratische und gerechte globale Wirtschafts- und Sozialordnung,
  • die Notwendigkeit ihrer Verankerung als einklagbarer Individualanspruch,
  • ihre aktuelle Verwirklichung, insbesondere in Deutschland, der EU und der Türkei.

Unter sozialen Menschenrechten verstehen wir das Recht auf Selbstbestimmung, die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie entsprechend der Allgemeinen Menschenrechtserklärung vom 10.12.1948 (Art. 22–27):

  •  das Recht auf soziale Sicherheit,
  •  das Recht auf Arbeit, gleichen Lohn, Koalitionsfreiheit,
  •  Erholung und Freizeit,
  •  soziale Betreuung, d.h. ein angemessener Lebensstandard bezüglich Bekleidung, Wohnung, ärztlicher Versorgung etc.,
  •  Bildung und kulturelle Betreuung und
  •  Freiheit des Kulturlebens.

 Weitere Informationen zu unserer Stiftung unter: www.dmn308.panel.vege.net

Jede Einzelperson, jeder Verein, jedes Projekt, jede Organisation und jedes Unternehmen, das sich mit seinen Zielen und seiner Tätigkeit in diesen Bereichen engagiert, ist zur Teilnahme eingeladen. Wir wenden uns an alle, die sich für die sozialen Menschenrechte einsetzen. Ausgeschlossen sind staatliche und halbstaatliche Stellen. Sie können sich selbst bewerben oder begründete Vorschläge für PreisträgerInnen einreichen.

Der Preis ist mit 5.000 € dotiert und der/die PreisträgerIn wird unter Ausschluss des Rechtsweges von einer unabhängigen Jury ermittelt. Die Verleihung des Preises mit einer Urkunde erfolgt in einer öffentlichen Veranstaltung. Der Preis berechtigt, die/den GewinnerIn, mit dem Logo des Stiftungspreises zwei Jahre in der Geschäftspost zu werben.

Die Auszeichnung mit dem Preis erfolgt im Rahmen eines Festaktes in der zweiten Oktoberhälfte 2013, voraussichtlich erneut im Roten Rathaus von Berlin.

Einsendeschluss für die Bewerbung ist der 15.09.2013 (Eingang am Stiftungssitz).